Das Zwiebelprinzip und warum es für den Reitsport so wichtig ist
Reiterinnen und Reiter verbringen viel Zeit im Stall. Wenn du morgens früh zu deinem Pferd aufbrichst, könnte es insbesondere im Frühjahr oder Herbst recht frisch sein. Um die Mittagszeit kann es während der Stallarbeit jedoch noch mal richtig schön warm werden, wenn die Sonne rauskommt. Bist du auch während der Übergangszeit unsicher, wie du dich am besten für den Stall kleidest, ohne dass du frieren oder übermässig schwitzen musst?
Wir stellen dir in unserem Ratgeber das Zwiebelprinzip vor, das sich insbesondere bei Outdoorsportarten wie dem Wandern oder Bergsteigen bewährt hat. Warum eignet sich das Zwiebelprinzip auch für Reiterinnen und Reiter so gut?
Die Bewegungsintensität schwankt während deines Besuches im Stall womöglich sehr stark. Du kommst an und begrüsst erst einmal dein Pferd mit einer ausgiebigen Streicheleinheit – du bewegst dich dabei nicht sehr viel -, im Anschluss geht es an die Pferdepflege und ans Satteln – dein Körper kommt in Bewegung -, schliesslich steigst du in den Sattel und beginnst mit dem Aufwärmen, einem intensiven Training und reitest dein Pferd danach trocken – von extrem schweisstreibender Aktivität bis zum Cool Down ist alles dabei.
Hinzu kommen im Herbst und Winter noch kühle Temperaturen, die bei geringer bis moderater Bewegung ein erhöhtes Wärmebedürfnis und nach einem schweisstreibenden Training die Gefahr eines „Wind-Chill-Effekts“ mit sich bringen. Insbesondere in den Übergangsmonaten kann das Temperaturgefälle im Tagesverlauf stark ausgeprägt sein. Während es an einem Herbstmorgen mit Temperaturen um den Nullpunkt noch sehr kalt sein kann, steigt das Quecksilber an sonnigen Tagen noch über 20°C.
Damit du auf witterungs- und aktivitätsbedingte Schwankungen optimal reagieren kannst, ist die simpelste Lösung, mehrere Kleidungsschichten zu tragen, die man optional an- oder ausziehen kann. Das Zusammenspiel der verschiedenen Lagen erlaubt ein ausgeglichenes Klimamanagement während deiner Zeit im Stall.
Die Schichten des Zwiebelprinzips
Beim Zwiebelprinzip geht es nicht einfach nur darum, ein paar Schichten Kleidung übereinander anzuziehen. Jede Lage erfüllt eine andere wichtige Funktion – nur wenn diese mit Bedacht ausgewählt werden, können die Schichten in Interaktion treten und ihre klimaregulierende Wirkung entfalten. Wir stellen dir im Folgenden die klassischen Schichten des Zwiebelprinzips vor und stellen dir im Anschluss eine einfache Übersicht zum Download zur Verfügung, mit der du garantiert für jede Wetterlage das passende Reit-Outfit auswählst. Hierbei gilt jedoch: beim Zwiebelprinzip gibt es keine Pauschalempfehlung. Das Wärme- und Kälteempfinden eines jeden Menschen ist unterschiedlich, ebenso wie das jeweilige Trainingspensum und das Schwitzverhalten bei sportlichen Aktivitäten.
Accessoires nicht vergessen
Da Reiterinnen und Reiter besonders im Bereich der Hosen nicht viele Variationsmöglichkeiten haben, beschränken wir uns im Folgenden nur auf die Reit-Oberbekleidung. Bedenke jedoch auch, dass ergänzende Accessoires ebenfalls zu deinem Zwiebellook dazugehören. Unterziehhandschuhe, Helmmützen & Co. lassen sich prima unter den herkömmlichen Reithandschuh oder den Reithelm anziehen und bieten einen zusätzlichen Schutz vor Wind, Nässe und Kälte.
Base Layer
Die sogenannte Base Layer bezeichnet die erste Lage Kleidung, die du direkt am Körper trägst. Dazu zählt in erster Linie die Unterwäsche. Für das Reiten solltest du funktionelle Sport-Unterwäsche tragen, die möglichst nahtlos ist, um ein Wundreiten zu vermeiden. Zudem gehört bei Reiterinnen ein gut sitzender und stützender Sport-BH dazu (worauf du beim Kauf achten solltest, findest du im vorigen Kapitel unseres Ratgebers). Bei kälteren Temperaturen stellt lange Unterwäsche für Reiterinnen und Reiter, die sich häufig draussen aufhalten, eine adäquate Basis-Schicht dar.
Auch dünne und eng anliegende Funktionsshirts können als gute Grundlage dienen. Damit die Base Layer ihren Zweck erfüllen kann, sollte die Unterwäsche körpernah getragen werden, sodass der Schweiss direkt aufgesogen und abgeleitet werden kann.
Funktionelle Unterwäsche bei felix bühler
Mid Layer
Die mittlere Schicht – Mid Layer genannt – ist für die Wärmeisolation zuständig. Je nach Witterung und Aktivität kann die Oberbekleidung eines Reiters von einem Kurzarm-Shirt im Sommer bis zu einer dicken und stark wärmenden Fleecejacke im Winter reichen. Egal ob es draussen warm oder kalt ist, die Mid Layer Schicht muss bei sportlicher Aktivität atmungsaktiv sein, damit der Schweiss zuverlässig vom Körper abgeleitet werden kann! Im Sommer reicht die Mid Layer Schicht als letzte Lage meistens schon aus, während es im Winter bei kälteren Temperaturen unter dem Nullpunkt auch notwendig sein kann, zwei Lagen als Mid Layer einzusetzen, z.B. einen Fleecepullover und eine Kombi-Stretchjacke.
Luft ist der beste Isolator
Wusstest du, dass eigentlich die zwischen Körper und Kleidung eingeschlossene Luft der Grund dafür ist, dass dir warm wird? Die Kleidung agiert lediglich als Barriere, damit zwischen den kalten Luftmassen der Umgebung und der durch Körperwärme entstehenden warmen Luft kein Austausch stattfindet. Da aufgeraute oder hochflorige Textilien noch mehr Luft einspeichern können, erhöht sich entsprechend die Wärmeleistung. Je dichter der Stoff ist, desto weniger Luft kann durch die Maschen entweichen.
Wer nicht friert, verliert
Vor dem Training etwas frieren ist in Ordnung, wer nicht friert, ist womöglich zu warm angezogen für das bevorstehende Training. Wenn du ungern frierst, zieh am besten eine weitere Mid Layer Lage an, die du einfach ausziehen kannst, wie z.B. eine Fleecejacke mit Reissverschluss, die man auch auf dem Pferd störungsfrei abstreifen kann, sobald du dich warmgeritten hast.
Vom Shirt bis zur Fleecejacke – Mid Layer at its best
Shell Layer
Die Shell Layer stellt die äusserste Hülle des Zwiebelprinzips dar und soll – ähnlich wie die Schale einer Muschel – die Reiterinnen und Reiter vor witterungsbedingten Einflüssen schützen. Im Bereich des Reitsports sind es meist Wind, Regen, Kälte und Schnee, die bei der Arbeit mit dem Pferd zur Herausforderung werden können. Damit du bei Kälte, Wind und Nässe rundum geschützt bist, sollte die Shell Layer also je nach Anforderung möglichst wasserdicht und winddicht, mindestens aber wasserabweisend und windabweisend sein. Klassische Oberbekleidung für die letzte Lage sind z.B. winddichte und wasserabweisende Softshelljacken und andere funktionale Reitmäntel oder Reitjacken, die die entsprechenden Voraussetzungen mit sich bringen. Im Sommer ist die Shell Layer in der Regel nur bei kurzen Regenschauern notwendig, hier stellt auch ein simpler Regenponcho einen adäquaten Schutz vor der Witterung dar. An kälteren Tagen sind Reitjacken & -mäntel entsprechend wattiert, um einen zusätzlichen Schutz vor teilweise extremer Kälte gewährleisten zu können.
„Shell Layer“ im Sommer
Witterungsschutz im Sommer bedeutet auch, vor allem im Sommer auch an den Schutz vor UV-Strahlen zu denken! Das geht mittlerweile unkompliziert mit Sonnencreme, sollte aber auch durch physikalischen Sonnenschutz in Form von geeigneter Reitbekleidung gewährleistet werden, z.B. indem du während der Stallarbeit eine schützende Cap trägst oder dich mit langärmliger Kleidung vor der Sonne schützt.
Schützt vor Wind & Wetter – die Shell Layer
Mit unserer simplen Übersicht erhältst du ein bisschen Inspiration, welche Kleidungsstücke du zu einem perfekten Reit-Outfit nach Zwiebelprinzip einsetzen kannst: