Zubehör und Pflege von Westerngebissen

Westernreiter legen viel Wert darauf, den Westernzaum ihres Pferdes minimal zu gestalten, damit das Pferd so wenig Leder am Kopf trägt wie möglich. Dennoch gehören Kinnkette und Kinnriemen zu dem nützlichen Zubehör, das an keinem Westernkopfstück fehlen darf. Warum Snaffle Bits mit Kinnriemen und Bits with Shanks mit Kinnkette verwendet werden und welcher Zügel für welches Westerngebiss Sinn macht, liest du nachfolgend.

Westernzügel um einen Balken gehängt

Kinnkette und Kinnriemen

Im Gegensatz zur Englischreiterei, bei welcher nur beim Reiten auf Dressurkandare eine Kinnkette verwendet wird, wird im Westernsport sowohl beim Snaffle Bit als auch Bit with Shanks mit Kinnriemen oder Kinnkette geritten. Der Grund ist einfach erklärt: Der Westernzaum verfügt in der Regel nicht über einen Nasenriemen, der das Durchziehen des Gebisses durch das Pferdemaul verhindern kann. Ein Kinnriemen hält das Gebiss an Ort und Stelle. Insbesondere Einohrtrensen, die nur einhändig mit Westernkandare geritten werden, benötigen einen Kinnriemen oder eine Kinnkette.

Für eine angenehme Optik sollte man den Kinnriemen in derselben Farbe wie den Westernzaum kaufen. Teilnehmer von Westernturnieren sollten je nach Prüfung und Regelwerk beachten, dass die Breite des Kinnriemens vorgeschrieben ist.

Wann nutzt man eine Kinnkette, wann einen Kinnriemen? Ein Kinnriemen verhindert das Durchziehen des Gebisses, weshalb die Kombination von Snaffle und Kinnriemen bei beidhändiger Zügelführung sehr häufig anzutreffen ist. Kinnketten hingegen verstärken den Druck auf das Genick, sobald der Zügel angenommen wird, und beeinflussen damit die Wirksamkeit des Gebisses. Aus diesem Grund werden Kinnketten hauptsächlich bei Curb Bits und Bits with Shanks eingesetzt. Hebelgebisse können allerdings auch mit einem Kinnriemen verwendet werden, diese wirken aufgrund des Leders weicher. Andersherum werden Snaffle Bits nicht mit einer Kette, sondern ausschliesslich mit Lederriemen verwendet.

Wie wird der Kinnriemen oder die Kinnkette richtig verschnallt? Der Kinnriemen wird am Gebissring unterhalb des Zügels befestigt, sodass der Riemen dem Zügel nicht in die Quere kommt. Unter den geschlossenen Riemen sollten zwei Finger Platz haben – damit wird das Gebiss nicht an die Laden gedrückt, aber der Kinnriemen rutscht auch nicht über die Unterlippe.

Die Kinnkette wird bei einem Curb Bit oder Bit with Shanks gemeinsam mit dem Backenstück in die Öse des Oberbaums eingeschnallt. Beachte zwingend, dass die Kette flach in der Kinngrube liegt, da die verdrehten Kettenglieder sonst dem Pferd unnötig Schmerzen bereiten.

Westernpferd mit Kandare und Kinnkette

Damit die Kinnkette die Hebelwirkung der Shanks beschränkt bzw. die Wirkung des Hebelgebisses überhaupt zum Tragen kommt, sollte auch hier wieder ein Spielraum von zwei Fingern gegeben sein. Wie eng genau eine Kinnkette geschnallt werden soll, muss individuell von Gebiss zu Gebiss entschieden werden, da die Shanks verschiedenartig geschwungen sind und sich damit der Hebel verändert. Grundsätzlich sollte die Kette erst anstehen, wenn die Shanks beim Annehmen der Zügel die Hälfte ihres Weges zurückgelegt haben. Enger sollte die Kette nicht sein, da sonst selbst bei hingegebenen Zügel Druck auf die Kinngrube und die Zunge ausgeübt wird. Lockerer darf die Kette ebenfalls nicht sein, da sonst das Signal des Gebisses zu spät, überraschend und zu heftig im Pferdemaul ankommt.

Der Westernzaum

Ein Westerngebiss würde ohne einen Westernzaum nicht im Pferdemaul halten. Dabei hat man nicht nur was die Verzierungen des Zaums anbelangt eine grosse Auswahl. Denn auch von der Machart her haben Westernreiter die Qual der Wahl:

Das Westerngebiss sollte stets im Zusammenhang mit dem Westernzaum ausgewählt werden, da beide eine Einheit bilden und sich ihre Funktionalität gegenseitig bedingt. Denn wie auch ein Curb Bit, das ein feinfühliges, in Selbsthaltung laufendes Pferd voraussetzt, gilt dieselbe Anforderung für die Verwendung von Einohr- und Zweiohrkopfstücken. Für diese Kopfstücke ist eine minimale, impulsartige Hilfengebung notwendig. Bei zu starkem, einseitigem Zügelzug könnte man dem Pferd den Zaum vom Kopf ziehen, vor allem weil sie selten mit Kehlriemen verwendet werden. Daher gehören Bit with Shanks und Ohrenkopfstück nur auf weitausgebildete Pferde, die keinen anstehenden Zügelkontakt mehr nötig haben. Snaffle Bits sind daher für Ohrenkopfstücke ungeeignet.

Dem gegenüber werden Basic-Kopfstück eher mit einem Snaffle Bit und Kinnriemen verwendet.

Wenn du dein Pferd showen möchtest, solltest du dich zuvor mit den Vorgaben des Regelwerks vertraut machen. Denn im Westernsport wird, wie auch bei den Gebissen, durch den Verein vorgeschrieben, welches Kopfstück in welcher Klasse erlaubt ist.

Westernkopfstücke – ihr Aufbau und ihre Varianten

Mehr Informationen zu Westernkopfstücken kannst du in unserem Ratgeber zu Westernzäumen nachlesen.

Westernzügel

Westernzügel haben ebenfalls einen Einfluss auf Gebrauch und Wirkung von Westerngebissen. Klassische Westernzügel sind sogenannte Split Reins – lange, dünne Lederzügel, die in der Mitte geteilt sind. Split Reins werden im Westernsport am häufigsten verwendet, da sie sich für nahezu jede Disziplin eignen und sowohl einhändig als auch beidhändig gehalten werden können.

Wem die geteilten Zügel durch die Hände auf den Boden gleiten, der kann zu Loop Reins greifen. Das sind geschlossene Westernzügel, die es mit verschiedenen Materialien, Dicken und Längen zu kaufen gibt.

Romal Reins sind geschlossene Westernzügel mit einer verlängerten Lederklatsche (Romal). Sie kommen aus der kalifornischen Reitweise und werden mit aufwendig verzierten Kopfstücken verwendet. Romal Reins kommen mit einem Bit with Shanks zum Einsatz.

Pferd mit Trense und Split Reins
Split Reins

Schliesslich gibt es noch Slobber Straps oder Slobber Bars. Das sind lederne Verbindungen, die zwischen Gebiss und Mecatenzügel in den Gebissring des Snaffle Bits oder in das Bosal eingehängt werden. Sie verlängern oder verkürzen die Zügel und bringen noch einmal mehr Gewicht auf das Bit. Das schützt das Pferdemaul: Dem Pferd wird aufgrund des Gewichts bereits dann mitgeteilt, dass der Zügel gerade aufgenommen wird, bevor der eigentliche Zügelzug kommt. Das macht das Pferd sensibel und erhält seine Feinfühligkeit im Maul.

Westernzügel mit Slobber Straps

Egal, für welche Zügelvariante man sich schliesslich entscheidet, die Zügel sollten ein gewisses Eigengewicht mit sich bringen. Sind sie zu leicht, können sie durch die Luft fliegen und undefinierte Signale senden. Das gilt insbesondere beim Reiten mit Hebelgebissen und durchhängenden Zügeln. Wären die Zügel zu leicht, müsste man sie ständig mit der Hand stabilisieren, damit keine unspezifischen Zügelimpulse weitergeleitet werden.

Aus diesem Grund unterscheiden Westernreiter noch einmal zwischen Trainingszügeln und Zügeln für ein ausgebildetes Pferd. Trainingszügel sind breiter und schwerer in ihrer Machart als andere Zügel.

Reinigung und Pflege von Westerngebissen

Die Reinigung und Pflege von Westerngebissen ist grundsätzlich kinderleicht, kann aber aufgrund spezieller Materialien auch anders ausfallen. Ein normales Westerngebiss aus Metall kann nach dem Reiten mit Wasser abgewaschen und anschliessend mit einem Tuch trocken gerieben werden. Dass bei Gebissen mit Kupfereinlagen dann oberflächlicher Rost entsteht, ist erwünscht. Der süssliche Geschmack des Rosts führt zu einer besseren Annahme des Gebisses und fördert die Maultätigkeit und Speichelbildung des Pferdes. Da viele Westerngebisse ohnehin rosten sollen, kann man sich den Schritt mit dem Wasser sparen und das Gebiss nach Gebrauch einfach mit einem trockenen Handtuch von Speichel und Futterresten befreien.

Vorsicht bei gebrochenen Gebissen mit Rollen oder Billy Allen Bits: Der entstehende Rost darf die Beweglichkeit des Gebisses nicht einschränken. Stelle vor jedem Reiten sicher, dass alle beweglichen Teile sich tatsächlich bewegen lassen. Sollte dies nicht der Fall sein, kannst du das Gebiss mit Olivenöl oder Universalöl einreiben.

Mit Olivenöl (oder jedem anderen Pflanzenöl) sollten auch Gebisse aus Sweet Iron behandelt werden. Setzen diese Rost an, müssen sie intensiv gereinigt werden:

  • Erster Schritt: Mit Wasser wird die gröbste Verschmutzung entfernt.
  • Zweiter Schritt: Das Sweet Iron Gebiss wird mit einem Handtuch gut angetrocknet und anschliessend an der Luft trocknen gelassen.
  • Dritter Schritt: Das Gebiss wird mit reichlich Olivenöl eingerieben. Auch alle Ecken erhalten grosszügig Öl. Überschüssiges Öl wird mit einem Tuch abgenommen. Das Öl zögert den Rostprozess etwas hinaus und pflegt das Material.

Gebissmaterialien und ihre Pflege

Im Ratgeber über Gebisse für Pferde haben wir alle möglichen Materialien von Pferdegebissen zusammengestellt. Dort erfährst du auch im Detail, wie die einzelnen Gebissmaterialien gepflegt werden.