Sattelpflege: Wie du den Sattel deines Pferdes richtig pflegst
Die Sattelpflege gehört vielleicht nicht für alle Reiter zur liebsten Beschäftigung rund um ihren Lieblingssport. Allerdings ist die Sattelpflege eine Notwendigkeit, da von ihr auch die Sicherheit von Reiter und Pferd abhängt. Gleichzeitig trägt ein gepflegter und glänzender Reitsattel zur Ästhetik bei, insbesondere auf dem Turnier. Weshalb du die Sattelpflege fest in deinen Terminkalender eintragen solltest und mit welchen Kniffen du aus verblichenen Sätteln wieder Hochglanzstücke zauberst, liest du in diesem Ratgeber.
Warum die Sattelpflege so wichtig ist
Wenn man Reiter fragen würde, ob sie einen durchgesessenen, verfärbten Sattel oder einen neuwertigen, auf Hochglanz polierten Sattel schöner finden, würden sicherlich viele Reiter den polierten Sattel wählen. Fakt ist, dass ein gepflegter Sattel schöner aussieht und auch auf dem Turnier für einen ordentlichen Auftritt sorgt. Doch es sprechen noch mehr Punkte für eine regelmässige und intensive Sattelpflege. Denn mit den richtigen Pflegeprodukten wird das Sattelleder geschmeidig gehalten, was für Pferd und Reiter angenehm zu tragen bzw. zu sitzen ist. Ein geschmeidiges Leder ist auch widerstandsfähiger und robuster gegenüber spröden und trockenen Materialien. Das ist ein wichtiger Faktor in puncto Sicherheit. Beim Reiten ist die Ausrüstung Wetter- und Umwelteinflüssen wie Schmutz, Feuchtigkeit und Pferdeschweiss ausgesetzt. Wird sie nicht gereinigt und anschliessend gepflegt, kann das Material angegriffen werden, in der Folge verliert es seine Widerstandskraft. Im schlimmsten Fall kann es sogar reissen! Um also gefährliche Reitunfälle durch Nachgeben des Materials zu verhindern, solltest du deinen Sattel regelmässig einer Intensivpflege unterziehen.
Geschmeidig gepflegte Sättel sind zudem mit einer Schutzschicht überzogen, an der Schmutz und Wasser abperlen. Dadurch ist der Sattel noch einmal mehr geschützt.
Neben dem Sicherheitsaspekt spielt der Werterhalt eine Rolle. Ein Sattel ist meist eine teure Investition, von der man nicht nur ein paar Jahre, sondern eventuell sogar Jahrzehnte Gebrauch machen möchte. Auch, wenn der Sattel nach wenigen Jahren wieder verkauft werden soll, hat er einen höheren Wert, wenn er ordentlich und gepflegt ist. Die richtige Sattelpflege hilft dabei, den Wert des Sattels zu erhalten.
Es geht bei der Pflege deines Sattels also um weitaus mehr als Ästhetik, weshalb du dich mit dem richtigen Vorgehen beschäftigen solltest.
5 Schritte zu einem gepflegten Sattel
Der Sattel selbst ist relativ schnell gereinigt, nimmt also nicht sonderlich viel Zeit in Anspruch. Allerdings solltest du ausreichend Trocknungszeit einplanen, damit überschüssiges Pflegeprodukt nicht an der Reithose kleben bleiben und die Produkte Zeit bekommen, tief in das Leder einzuziehen und ihre Arbeit zu machen.
1. Vorbereitung
Im ersten Schritt zu einem gepflegten Sattel wird er auf einen Sattelbock oder, wenn nicht vorhanden, auf eine rutschfeste Unterlage gelegt und auseinandergebaut. Entferne Steigbügel, Steigbügelriemen und Sattelgurt. Du kommt leichter in alle Ecken, wenn du die Teile einzeln pflegst. Im nächsten Vorbereitungsschritt legst du dir das benötigte Material zur Lederpflege bereit. Du brauchst:
- Sattelseife
- Feuchter Schwamm
- Weiches, trockenes Handtuch und ein Mikrofasertuch
- Lederöl, Lederbalsam oder Lederfett
- Für Müssiggänger: All-in-One Lederpflege
- Eventuell Leder-Schwärze
2. Tiefenreinigung mit Lederseife
Zuerst muss der Sattel von Schmutz jeglicher Art befreit werden. Je nach Verschmutzungsgrad des Sattels fällt dieser Schritt mehr oder weniger intensiv aus. Leder ist ein Naturprodukt, das „atmet“, also sich bei Temperaturschwankungen dehnt und zusammenzieht. Daher können bei einem stark verschmutzten Sattel Pferdeschweiss und Staub bis tief in die Poren gesickert sein, was schliesslich dem Leder schadet und zu Verfärbungen führt.
Um die Poren zu öffnen, kommt Sattelseife zum Einsatz. Mit einem angefeuchteten Schwamm nimmst du etwas von der Lederseife auf und reibst sie mit sanftem Druck in das Leder ein. Drücke nicht zu fest auf, um das Leder nicht aufzurauen. Gehe lieber sanft in mehreren Durchläufen als einmal mit heftigem Druck über den schmutzigen Sattel.
Vergiss nicht die Unterseite der Sattelblätter ebenfalls zu reinigen und zu pflegen. Pferdeschweiss und Schmutz können sich auch hier in die Poren des Leders setzen.
Schimmliges Leder?
Ist dein Sattel oberflächlich geschimmelt, nutze vor der Sattelseife Essigessenz, um die Schimmelsporen abzutöten. Erst im Anschluss kannst du die Sattelseife anwenden.
3. Trocknen
Bevor es mit der Pflege weitergeht, sollte der Sattel gut durchgetrocknet sein. Auch, wenn das Warten lästig sein kann, in die Sonne oder an die Heizung gehört der Sattel nicht! Hitze trocknet das Leder aus und macht es spröde.
4. Fettige Pflege
Nun folgt die eigentliche Pflege. Je nach Lederart gibt es verschiedene Pflegemittel zu kaufen. Die meisten Sättel bestehen aus Glattleder, hierfür eignet sich ein Lederfett oder Lederöl. Sie nähren das Leder porentief und halten es geschmeidig. Achte darauf, Lederfett und Lederöl nicht zu dick aufzutragen. Gehe eher sparsam damit um, da das Material sonst aufquillt und sich ausdehnt. Gib der Lederpflege nach dem ersten Auftragen kurz Zeit, einzuziehen. Anschliessend kannst du es mit einem weichen Tuch ordentlich einreiben.
5. Nachpolieren
Damit du nicht in den Sattel steigst und eine ölige oder fettige Reithose erhältst, solltest du den Sattel am besten über Nacht trocknen lassen. Am Folgetag kannst du deinen Sattel mit einem Mikrofasertuch auf Hochglanz polieren. Vorsicht: Beim Polieren solltest du die Sitzfläche aussen vor lassen. Starkes Polieren der Sitzfläche macht die Oberfläche glatt, wodurch du keinen Halt mehr findest und beim Reiten hin und her rutschst. Lass deinen Sattel am besten noch einen Tag oder über Nacht trocknen, bevor du ihn wieder gebrauchst.
Weiterführendes Wissen zur Lederpflege
Leder ist nicht gleich Leder. Es kommt bei der Sattelpflege besonders darauf an, ob du einen Sattel aus Glattleder, Wildleder oder Kunstleder hast. Wenn du also noch mehr zur Lederpflege von Sattel, Trensen und Reitstiefeln erfahren möchtest: Wir haben zwei ganze Ratgeber zur Lederpflege und Schuhpflege geschrieben.
Wie oft ein Sattel gepflegt werden soll, ist von der Nutzungsintensität und -häufigkeit, der Art des Leders und von äusseren Einflüssen abhängig. Grob kann man sich daran orientieren, den Sattel zwei mal im Jahr, also ca. alle sechs Monate zu fetten. Nach jedem Ritt sollte er ohnehin von grobem Schmutz und Feuchtigkeit gereinigt werden. Auch ein paar Tage vor dem Turnierstart sollte der Sattel auf Hochglanz poliert werden. Achte darauf, dass alle Pflegeprodukte und eventuell verwendete Leder-Schwärze gut eingezogen sind, damit sich deine weisse Turnierreithose nicht verfärbt.
10 Hacks für die Sattelpflege
5 Hacks zur Lagerung des Sattels:
- Steigbügelüberzüge und Sattelschoner. Der Boden ist matschig und klebt an den Reitstiefeln und Reitschuhen. Kleine Steinchen und Dreckklumpen können das Leder deines Sattels beschädigen. Bevor du die Steigbügel also hochziehst und befestigst, reinige sie und hülle sie in einen weichen Steigbügelüberzug ein. Zusätzlich kann ein Sattelschoner den Sattel vor Staub, Schmutz und Kratzern schützen und damit das Leder erhalten.
- Weniger ist mehr – gilt nicht für Schabracken. Sattelunterlagen sind nicht ein reines Accessoire, sondern schützen das Sattelleder vor ätzendem Pferdeschweiss. Schabracken können schnell durchgeschwitzt sein, weshalb sie den Sattel nicht mehr ausreichend vor Schweiss schützen. Habe lieber eine Schabracke zu viel im Sattelschrank, sodass du sie regelmässig gegen eine frische austauschen kannst. Mehr zur Schabrackenpflege liest du im Ratgeber.
- Luftentfeuchter im Sattelschrank oder in der Sattelkammer können für trockene Verhältnisse sorgen. Eine gute Sattelpflege ist vergeudete Mühe, wenn der Sattel nicht richtig gelagert wird und hoher Feuchtigkeit ausgesetzt ist. Dadurch kann sich Schimmel auf dem Sattelleder festsetzen. Ein Luftentfeuchter in Kombination mit regelmässigem Lüften sorgen für ideale Lagerbedingungen.
- Weich gepolsterte Sattelaufhängung. Die üblichen Sattelhalter aus Metallstangen ermöglichen zwar eine gute Belüftung des Sattels, können aber Druckstellen ins Leder drücken. Hast du nicht die Alternative eines Sattelhalters aus Holz, kannst du deinen üblichen Sattelhalter mit einem weichen, trockenen Handtuch abpolstern. Die Sattelkissen sollten idealerweise frei hängen, damit sie nicht verformt werden.
- Schabracke und Sattel getrennt aufhängen. Die Feuchtigkeit der verschwitzten Schabracke kann das Schimmeln des Sattels begünstigen. Hänge die feuchte Schabracke am besten mit der Unterseite nach oben separat auf, damit sie trocknen und durchlüften kann.
5 Hacks zu einfacheren Sattelpflege
- Socke oder Waschlappen zum Hineinschlüpfen. Rutscht dir der Lappen oder Schwamm auch immer aus der Hand, wenn du die hintersten Ecken des Sattel erreichen willst? Das Problem ist mit einer Socke oder einem Waschlappen erledigt. Einfach mit der Hand hineinschlüpfen und schon kannst du die Lederpflege in alle Winkel verteilen.
- Schuhcreme für ausgeblichene Sättel. Je intensiver und länger ein Sattel genutzt wird, desto mehr ist er nicht nur der Reibung am Reitstiefel, sondern auch der Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Dadurch kann das Leder ausbleichen und seine gesättigte Farbe verlieren. Einerseits kann ein Sattler mit Lederfarbe den Sattel nachfärben. Andererseits kann man auch selbst mit etwas Schuhcreme in der richtigen Farbe nachhelfen. Viel hilft nicht viel, sondern wenig pflegt und färbt gut. Verwende lieber zuerst einen erbsengrossen Klecks Farbe und färbe gegebenenfalls noch einmal nach. Nach kurzer Einwirkzeit kannst du mit einem weichen Tuch die Farbe einmassieren und Überschüsse aufnehmen.
Wichtig: Lass die Farbe einen Tag einziehen, damit du keine Rückstände an der Reithose kleben hast. Die Bereiche direkt am Pferd oder auch den Sattelgurt solltest du nicht färben, da sonst das Pferd ebenfalls mitgefärbt wird. - Weicher Schwamm anstatt Handtuch. Kratzer sind schneller im Sattelleder als gedacht. Setze deswegen nur auf weiche Materialien in der Pflege deines Sattels. Auch solltest du den Schwamm regelmässig mit Wasser reinigen bzw. ihn austauschen, damit keine Schmutzpartikel auf dem Leder schleifen und es beschädigen.
- Sattel föhnen. Leder ist ein Naturprodukt, dessen Poren sich bei Wärme und Kälte ausdehnen bzw. zusammenziehen. Damit die Lederpflege besser einziehen kann, kannst du deinen Sattel mit etwas Abstand föhnen, das Leder erwärmen und damit die Poren öffnen. Das hilft, dass die Lederpflege tief ins Sattelleder einwirken kann. Bedenke, dass du den Sattel nur etwas erwärmen sollst und nicht erhitzen. Denn zu grosse Hitze kann dem Leder schaden.
- Alternative zu Lederpflegeprodukten: Muss die Pflege einmal schnell gehen und du hast vergessen, Lederpflegeprodukte nachzukaufen? Dann kann vorübergehend etwas Bodylotion oder Speiseöl den Pflegepart übernehmen. Da diese aber nicht auf die Pflege von Leder ausgerichtet sind, solltest du sie nur kurzfristig und in sehr kleinen Mengen verwenden.