Besondere Herausforderungen der Pferdefütterung im Sommer
Im Sommer werden Pferde mit anderen Herausforderungen konfrontiert als in der kalten Jahreszeit. Im Gegensatz zum Winterfutter hat das Pferd im Sommer die Möglichkeit, seinen Bedarf an Vitaminen durch Weidegras und Sonne zu decken. Insbesondere die für den Stoffwechsel essentiellen Vitamine A, D, E und K werden in ausreichenden Mengen gedeckt und müssen nicht durch ein Mineralfutter supplementiert werden.
Doch nicht alle Pferde haben die Möglichkeit der 24h-Weidehaltung und nicht für jedes Pferd ist der dauerhafte Zugang zu Gras der Gesundheit dienlich. Hinzu kommen Hitze und Insekten, die ebenfalls Einfluss auf die Fütterung haben. Lies hier, worauf du bei der Pferdefütterung im Sommer achten musst.
Elektrolyte bei Hitzestress und Überhitzung
Die Versorgung mit ausreichend Elektrolyten rückt bei hoher Hitze in den Vordergrund. Durch eine starke Schweissbildung vor allem nach dem Training gehen viele Elektrolyte über die Haut verloren.
Elektrolyte sind kleine, positiv und negativ geladene Teilchen, die den Flüssigkeits- und Wasserhaushalt in den Körperzellen aufrechterhalten. Da Elektrolyte nicht vom Körper selbst hergestellt werden können, müssen sie dem Pferd über die Nahrung zugeführt werden. Kalium wird über die Heufütterung gedeckt, Natrium und Chlorid in Form von Natriumchlorid über beispielsweise Salzlecksteine.
Bei starkem Schwitzen – bis zu 10 Liter Schweiss – geht dem Pferd nicht nur Wasser verloren, sondern auch lebensnotwendige Elektrolyte. Werden die Speicher nicht aufgefüllt, kann das Pferd einen Hitzschlag und Kreislaufzusammenbruch erleiden. Die ersten Anzeichen dafür sind blasse Schleimhäute, eine erhöhte Atmung in Ruhe und abgeschlagenes bis apathisches Verhalten.
In diesem Fall reicht das Vorsetzen eines einfachen Lecksteins nicht aus, da ein Leckstein nur Natriumchlorid enthält – eine Kaliumunterversorgung würde forciert werden.
Also, wann kann die Gabe von zusätzlichen Elektrolyten in fester oder flüssiger Form sinnvoll sein?
- Nach starker körperlicher Anstrengung bei hohen Aussentemperaturen
- Nach starkem Schwitzen
- Bei Durchfall und Kotwasser
- Bei Stress
- Nach aussergewöhnlichen Anstrengungen wie Turnier, intensives Training oder Lehrgang, Distanzritt oder Wanderritt
Hat das Pferd viel Schweiss verloren, solltest du zuerst die Elektrolyte zuführen, dann erst das Wasser. Bei umgekehrter Reihenfolge wird das Blutvolumen zu stark erweitert und die zugeführten Elektrolyte reichen nicht mehr aus. Ansonsten solltest du sicherstellen, dass das Pferd immer ausreichend frisches Wasser zur freien Verfügung hat. Ein Warmblut benötigt bei Hitze und bei schwerer Arbeit bis zu 80 Liter Wasser am Tag.
Elektrolyte werden nur nach Bedarf vom Darm absorbiert und der nicht benötigte Rest über den Harn ausgeschieden. Sozusagen auf „Vorrat füttern“ lassen sich Elektrolyte nur für maximal 24h.
Hat dein Pferd mit Kreislaufschwäche bei der Sommerhitze zu kämpfen, kannst du den Kreislauf mithilfe von geeigneten, ausgekühlten Mash-Sorten anregen oder im Vorfeld entsprechende Kräuter wie Weissdorn füttern.
Insektenschutz von innen und aussen
Die schöne Sommerzeit ist auch lästige Mückenzeit. Passe die Weidezeit an das Insektenaufkommen an – die Pferde sollten vor der Abenddämmerung zurück in den Stall. Für die Zeit auf der Weide bilden Fliegendecken, Fliegenmasken und Fransen am Halfter wie auch Fliegensprays die beste Insektenabwehr. Interessant ist auch die Fliegenabwehr von innen. Futtermittel mit Knoblauch angereichert sind hier nennenswert. Die vom Pferd ausgehenden Ausdünstungen können Insekten dann abhalten, da der Geruch von Knoblauch abschreckend wirkt. Aber Vorsicht ist geboten, da Knoblauch auf keinen Fall überdosiert werden darf – zu viel Knoblauch führt zu Schäden des Verdauungstrakts. Halte dich zwingend an die Fütterungsempfehlungen auf der Verpackung.
Das richtige Pferdefutter bei Sommerekzem
Je nach Stoffwechselgesundheit des Pferdes und Anzahl der Stechinsekten kann das Gift der Insekten zu einer allergischen Überreaktion wie dem Sommerekzem führen. Lies hier, was Sommerekzem ist und wie du ein Pferd mit Sommerekzem pflegst und hältst.
Die Hautgesundheit steht mit der richtigen Fütterung im engen Verbund. Daher ist die richtige Pferdefütterung eine wichtige Stellschraube in der Linderung von Ekzemsymptomen: Vermeide eine Überfütterung von Eiweiss, Stärke und Zucker in Form von zu viel Weidegras, getreidehaltigen Kraftfutter und einem Bewegungsmangel. Unterstütze das Pferd stattdessen mit der Gabe von Vitamin E für die Leber und Zink und ungesättigte Omega-Fettsäuren für die natürliche Hautbarriere. Bierhefe kann ausserdem die Verdauung unterstützen und pflegen, die für einen gesunden Stoffwechsel ebenfalls entscheidend ist.
Koliken und Überfütterung
Koliken sind während der (An-)Weidezeit keine Seltenheit, wie wir die Ursachen von Koliken bereits hier beschrieben haben. Neben dem korrekten Anweiden ist eine getreidefreie Fütterung vor allem bei verdauungsempfindlichen Pferden für die Darmgesundheit extrem wichtig. Aufgekochte Leinsamen, präbiotische Mash-Sorten und Bierhefe können beim Erhalt und Wiederaufbau der Darmflora helfen. Weitere Tipps zur Fütterung bei Kolikpferden erhältst du in unserem entsprechenden Ratgeber.
Mineralversorgung während der Weidezeit
Während der Bedarf des Pferdes an Eiweissen und Kohlenhydraten durch Weidegras meistens gedeckt ist, darf die Mineralisierung nicht vernachlässigt werden. Denn vor allem die Spurenelemente wie Selen oder Mangan können sowohl im Heu als auch frischem Gras Mangelware sein. Die Versorgung an Mineralien und Spurenelementen ist also im Sommer genauso penibel zu verfolgen wie im Winter. Bei reiner Weidehaltung und Gruppenhaltung bieten sich hierfür Mineralfutter in Leckerliform an.
Vorsicht bei kurzem Gras!
Auch wenn man einem leichtfuttrigen Pferd oder einem Pferd mit Hufrehe mit kurz gehaltenem Gras etwas Gutes tun will: Bodennahes Gras ist Gift! Warum? Weil der kurze Verbiss das Gras stresst und es dadurch Endophyte entwickelt, Pilzsymbionten, die unter Stress Gifte freisetzen. Ausserdem speichert kurz gehaltenes Gras zum Schutz sehr viel Fruktane ein, also Zucker, die ein Pferd mit empfindlichen Stoffwechsel besser nicht fressen sollte.