Was sagen die Pferdeäpfel über den Gesundheitszustand deines Pferdes aus?

Woran erkennst du, dass dein Pferd gesund ist? Es gibt viele Anzeichen, um den Gesundheitszustand und das Wohlbefinden deines Pferdes einzuschätzen. Glänzendes Fell, robuste Hufe, ein aufmerksamer und wacher Blick…in unserer neuen Ratgeber-Reihe werden wir noch einige davon beleuchten. Was oftmals schnell weggekehrt wird, kann ebenfalls ein wichtiger Indikator für die Gesundheit deines Pferdes sein – die Pferdeäpfel.

Ansicht von Pferdeäpfeln auf einem Paddock

Im ersten Teil unserer Serie nehmen wir den Pferdemist im wahrsten Sinne des Wortes auseinander. Neben gesundheitlichen Problemen können dir die Hinterlassenschaften deines Pferdes zudem auch aufschlussreiche Hinweise auf die Fütterung und die mentale Verfassung deines Pferdes geben. Es lohnt sich also, einen näheren Blick darauf zu werfen!

So sollen Pferdeäpfel aussehen

Der Kot eines gesunden Pferdes ist grün-braun. Die einzelnen Äpfel sind fest und glänzend, lassen sich beim Darauftreten leicht zerteilen und die darin enthaltenen Fasern haben eine gleichmässige Struktur. Sie haben einen recht neutralen Geruch.

Anhand der Beschreibung des idealen Pferdehaufens kannst du schon erkennen, welche Kriterien eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der Pferdeäpfel spielen: Neben der Farbe, sind insbesondere die Konsistenz und der Geruch wichtige Orientierungspunkte. Doch auch die Häufigkeit spielt eine tragende Rolle.

Detailansicht von braunen Pferdeäpfeln.

Wie oft äppelt mein Pferd?

Wusstest du, dass ein Pferd ca. alle 30 bis 90 Minuten und damit bis zu 12 Mal pro Tag äppelt? Das ist je nach Haltungsform unterschiedlich, so setzen z.B. Weidepferde tendenziell häufiger Kot ab. In jedem Falle pendelt sich die Frequenz ein.

Setzt das Pferd häufiger oder seltener als sonst Kot ab, solltest du es gut beobachten. Bei einer Futterumstellung (z.B. beim Anweiden) kann es durchaus einige Tage oder Wochen dauern, bis sich die Verdauung umgestellt hat.

  • Gab es kürzlich keine Veränderungen bei der Fütterung und beobachtest du andere Verhaltensweisen wie Unruhe, übermässiges Wälzen etc., solltest du deinen Tierarzt konsultieren, um Erkrankungen im Verdauungstrakt auszuschliessen!
  • Auch ein erhöhter Stresspegel kann dazu führen, dass dein Pferd häufiger Kot absetzt.
Zertretene und angetrocknete Pferdeäpfel auf dem Paddockboden. Kameraeinstellung aus der Froschperspektive fängt das Pferd ein, wie es in die Kamera blickt.

Was die Farbe der Pferdeäpfel aussagt

Zeig mir den Mist deines Pferdes und ich sage dir, welches Futter es bekommt! An der Farbe der Pferdeäpfel kannst du hauptsächlich die Ernährung deines Pferdes ablesen.

Während grünlich-brauner Mist auf eine ausgewogene Fütterung in der Weidesaison hinweist, erscheint er bei der Fütterung im Winter mit Heu und Hafer eher gelblich.

Bei diesen kräftigen Farbtönen solltest du genauer hinsehen

Gelblich wirkende Pferdeäpfel mit sehr viel Strohanteilen auf verschneitem Boden.

Gelb – deutet auf sogenannten Strohkot und damit auf einen zu hohen Strohkonsum oder zu viel Kraftfutter hin. Durch die schwere Verdaulichkeit und den Ligningehalt beim Stroh besteht Kolikgefahr.

  • Unbedingt die Aufnahme von Stroh und Kraftfutter reduzieren.

Grün – deutet auf Weidehaltung und zu viel frisches Gras hin. Gras passiert den Darm relativ schnell, sodass sich die Farbe nicht weitreichend verändert. Wenn das Pferd nicht zusätzlich Heu bekommt, können auch die Nährstoffe von Gras nicht adäquat vom Körper aufgenommen werden.

  • Im Falle von zu grünem Kot zusätzlich Heu füttern, um die Verdauung zu verlangsamen
Grünliche Pferdeäpfel in geformter, aber dennoch weicher Konsistenz auf einem erdigen Boden. Detailansicht.

Grau – deutet auf Zufütterung von zu viel Öl hin.

  • Überprüfe die Dosierung, falls du Öle zufütterst.

Rot oder Schwarz – deuten auf Blut im Verdauungssystem hin. Es könnte sich um entzündliche Vorgänge oder Blutungen handeln.

  • Kontaktiere in einem solchen Falle umgehend den Tierarzt!
  • Achtung: auch Futterbestandteile können den Kot deines Pferdes leicht rötlich färben, wie zum Beispiel Rote Bete oder Rübenschnitzel!

Was haben Pferdeäpfel mit Pfirsichen zu tun?

Die Grösse der Pferdeäpfel orientiert sich grob an den Körpermassen. In der Regel sind die Pferdeäpfel bei einem Grosspferd pfirsichgross, bei Ponys entsprechend kleiner.

Doch egal ob Tinker oder Falabella – fest sollen sie sein und auf leichten Druck gut zerteilbar.

Die Konsistenz von Pferdemist ist ein direkter Indikator für Verdauungsstörungen. Und diese können tatsächlich bereits im Pferdemaul beginnen.

Pferdeäpfel enthalten grobe Fasern oder noch ganze Getreidekörner:

Offensichtlich zerkaut dein Pferd das Futter nicht ausreichend.

  • Überprüfe den Zustand der Zähne
  • Bei Pferden, die das Futter zu sehr schlingen, können feinmaschige Heunetze helfen
Illustration eines Kothaufens mit drei Getreidekörnern im Vordergrund.

Das Pferd hat Durchfall und setzt wässrigen Kot ab:

Hier können verschiedene Ursachen zugrunde liegen:

  • Entzündliche Vorgänge im Verdauungssystem
  • Parasitenbefall
  • Infekte durch bakterielle Erreger
  • Stress
  • Fütterungsbedingte Übersäuerung (durch Heulage oder Silage)
  • Verdorbenes Futter oder Giftpflanzenaufnahme
  • Zu kraftreiches Futter oder zu viel Öl
  • Radikale Futterumstellung (z.B. durch zu schnelles Anweiden)

Was du akut tun kannst:

  • Heu und Wasser anbieten
  • Kein Frischfutter
  • Futterkohle, Pektin Pro, Flohsamenschalen oder Bierhefe helfen, die Verdauung zu regulieren und fördern den Abtransport von Schadstoffen
  • Elektrolytversorgung sicherstellen
  • Hält der Durchfall an, unbedingt den Tierarzt konsultieren
Illustration eines flüssigen Kothaufens mit einem sinnbildlichen Wassertropfen im Vordergrund.

Das Pferd hat Verstopfung und setzt trockene und harte Äpfel ab, die in der Regel auch kleiner sind als normal:

Auch hier kommen verschiedene Ursachen in Frage:

  • Unzureichende Trinkmenge
  • Zu wenig Bewegung
  • Analerkrankungen
  • Zu viel Kraftfutter

Was du akut tun kannst:

  • Bei Verstopfung herrscht Kolikgefahr! Bei weiteren Anzeichen (Unruhe, Appetitlosigkeit, Wälzen) umgehend den Tierarzt kontaktieren!
  • Mehr Bewegung ermöglichen
  • Zusätzliches Wasserangebot
  • Falls das Pferd dazu neigt, Stroh zu fressen, Einstreu überdenken
Illustration von runden einzelnen Kothaufen, die eher Hasenkötteln ähneln.

Was ist der Unterschied zwischen Durchfall und Kotwasser?

Kotwasser entsteht durch die Darmbewegung, bei denen den Pferdeäpfeln durch Pressbewegungen die Feuchtigkeit entzogen wird und vor oder nach dem Äppeln separat herauskommt. Die Pferdeäpfel hingegen haben eine normale Konsistenz, was bei richtigem Durchfall nicht der Fall ist. In der Regel stellt Kotwasser kein medizinisches Problem dar, wenn dauerhaft grössere Mengen Kotwasser ausgeschieden werden, kann das auf Stress oder haltungs- und fütterungsbedingte Probleme hindeuten, aber auch auf Nieren- oder Herzerkrankungen. Daher solltest du wie immer im Zweifelsfall mit deinem Tierarzt Absprache halten!

Was du gegen Sand im Verdauungstrakt tun kannst

Langeweile, zu wenig Futterangebote, Stress, Nährstoffmängel – manche Pferden nehmen übermässig viel Sand zu sich. Das kann zu Sandkoliken führen.

Ob dein Pferd zu viel Sand im Verdauungstrakt hat kannst du so herausfinden:

  1. Nimm eine frische Kotprobe und lege sie in einen Gefrierbeutel.
  2. Zerrupfe die Pferdeäpfel etwas im Beutel.
  3. Fülle frisches Wasser hinzu und verschliesse den Beutel mit einem Knoten.
  4. Der Sand sinkt nach einer gewissen Zeit auf den Boden herab.
  • Flohsamenschalen können helfen, den Sand aus dem Verdauungstrakt zu befördern
  • Überprüfe die Futterrationierung
  • Finde heraus, ob du haltungsbedingt etwas verbessern kannst (mehr Bewegung, Konflikte in der Herde, etc.)
Schimmelfarbenes Araberpferd, das am Sandboden schnuppert.

Darmparasiten beim Pferd – die unsichtbare Gefahr

Ein Irrglaube ist, dass man sie immer mit blossem Auge im Kot erkennen kann – Darmparasiten. Wenn sie bereits deutlich sichtbar sind, ist das Pferd meist bereits stark verwurmt. Regelmässige Entwurmungskuren, z.B. mithilfe eines selektiven Verfahrens und vorangehenden Kotproben, sind ein Muss für jedes Pferd!

Aromatisch-würzig? Pferdeäpfel stinken nicht

Pferde sind Pflanzenfresser und demnach riechen Pferdeäpfel nicht so intensiv wie die Hinterlassenschaften von Karnivoren. Viele beschreiben den Geruch sogar als „aromatisch“ und „angenehm“. Verändert sich der Geruch vom grossen Geschäft deines Pferdes in Richtung stechend-säuerlich, kann es sein dass der Kot übersäuert ist und Probleme im Verdauungssystem vorliegen:

  • Fehlgärungen durch zu eiweissreiche Fütterung
  • Darmflora aus dem Gleichgewicht
  • Magenschleimhautentzündung
  • Anzeichen für schwerwiegende Erkrankungen wie Hufrehe

Was du akut tun kannst:

  • Saftfutter und Kraftfutter reduzieren oder vorerst pausieren
  • mehr Heu
  • ggf. mit Teststreifen aus der Apotheke den pH-Wert im Kot messen (optimal zwischen 6,5 und 7, darunter handelt es sich um eine Übersäuerung)
  • sinkt der pH-Wert über Wochen stetig, Tierarzt kontaktieren!
Ansicht eines pH-Messstreifens, der durch die orangefarbene Färbung einen Wert von ca. 4 anzeigt. Die Farbtabelle zum Ablesen befindet sich im Hintergrund.
Sinkt der pH-Wert des Pferdekotes dauerhaft unter einen Wert von 6,5 sollte man den Tierarzt kontaktieren!

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