Pferdeweiden Teil 4: Start in die Weidesaison – Pferde im Frühjahr richtig anweiden
Im Frühjahr können es sowohl Pferde als auch ihre Besitzer kaum erwarten: Im gestreckten Galopp hinaus auf die Weide! Endlich frische Luft und Sonnenschein geniessen und saftiges Grün naschen. Doch das vermeintliche Weideparadies kann täuschen. Kommt das Pferd nämlich ohne jegliche Vorbereitung und Gewöhnung auf die frische Frühjahrsweide, kann dies weitreichende, gesundheitliche Folgen für das Pferd haben. Behutsames Anweiden ist daher für jedes Pferd, jeden Pferdebesitzer und Stallbetreiber ein absolutes Muss!
Warum Pferde überhaupt anweiden?
Pferde haben ein sehr delikates und empfindliches Verdauungssystem, das von Mikroorganismen im Darm lebt, die pflanzliche Stoffe wie Cellulose zerkleinern. Diese Bakterien sind für die Darmgesundheit des Pferdes überlebensnotwendig. Über die Wintersaison haben sich die Darmbakterien ausschliesslich mit Raufutter in Form von Heu ernährt. Eine abrupte Umstellung im Frühjahr auf reine Grasfütterung würde zu einer Überforderung und in Folge dessen einem massenhaften Absterben der Mikroben führen. Grund sind die im Gras enthaltenen Zucker wie Fruktan, die für das Graswachstum notwendig sind und daher in grossen Mengen vorkommen. Generell können Darmbakterien die Zucker im Gras gut verstoffwechseln. Doch werden sie ohne vorsichtiges Herantasten im Frühjahr sozusagen überrumpelt, können sich nicht auf die neue Futtersituation umstellen und sterben in der Folge dessen ab. Die durch das Mikrobenabsterben freigesetzten Endotoxine (Gifte) gelangen in den Blutkreislauf des Pferdes, verengen die Blutkapillare und erschweren die Durchblutung.
Typische Anzeichen einer falschen oder unzureichenden Futterumstellung eines Pferdes sind Durchfall und Kotwasser, Koliken, Muskelerkrankungen (Myopathien) und im schlimmsten Fall Hufrehe (Entzündung der Huflederhaut). Diesen Problematiken kannst du durch eine behutsame Gewöhnung des Pferdes an frisches Weidegras und durch regelmässige Bewegung vorbeugen.
Was ist Fruktan überhaupt?
Die höchsten Fruktangehalte finden sich sowohl zu Beginn der Weidesaison im Mai und gegen Ende der Koppelzeit im Oktober, November. Auch die Temperatur hat einen bedeutenden Einfluss auf den Fruktangehalt. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass der Fruktanpegel mit der nächtlichen Durchschnittstemperatur der vergangenen 48 Stunden zusammenhängt. Kroch das Thermometer nachts unter 8°C, wird Zucker vermehrt in der Pflanze eingelagert und der Fruktangehalt ist damit höher. Steigt die Temperatur höher als 8°C über mindestens zwei Tage, beginnt das Wachstum der Pflanze, die Fruktanspeicher werden entleert und das Risiko für die Pferdegesundheit wird geringer.
Vorsicht bei sonnig-kaltem Wetter!
Im Frühjahr mag die Sonne zwar bereits scheinen, aber die Nächte sind frostig und damit liegt auch die Bodentemperatur unter der 8°-Marke. Durch die Sonneneinstrahlung setzt die Photosynthese zwar ein, aber die Energie kann durch die Kälte nicht in Wachstum umgesetzt werden. Damit ist der Fruktangehalt sehr hoch! Bereits kleine gefressene Grasmengen können damit schädlich sein.
Schwankende Fruktangehalte im Verlauf des Jahres
Ein weiteres Problem entsteht im Verlauf der Weidesaison: Das Futterangebot lässt nach, die Weiden sind stark abgefressen, die Witterung ist sehr trocken und die Temperaturen sinken wieder. Im Herbst herrschen ähnliche Verhältnisse wie im Frühjahr. Das Gras kann bei Trockenheit, wie auch bei Kälte nicht wachsen, weshalb es seine Energiespeicher füllt. Dadurch steigt der Fruktangehalt an. Beende daher lieber frühzeitig die Weidesaison und füttere Heu zu, damit sich die Darmflora rechtzeitig auf das Winterfutter einstellen kann.
Hier sind noch einmal alle wichtigen Szenarien mit den entsprechenden Fruktangehalten zusammengefasst:
Bodentemperatur < 8°C
- Sonnig & frostig: Fruktangehalte sehr hoch
- frostig & bewölkt: Fruktangehalte mittel bis hoch
- regnerisch/ bewölkt: Fruktangehalte mittel
Bodentemperatur > 8 °C
- sonnig: Fruktangehalte morgens gering, nachmittags mittel
- regnerisch: Fruktangehalte gering
- lange Trockenheit: Fruktangehalte hoch
Wann beginnt die Weidesaison für Pferde?
Für die meisten Stallbetreiber ist der 1. Mai Stichtag. Doch der Tag des Weideauftriebs sollte weder an einem fixen Datum festgemacht werden noch abrupt erfolgen. Wann die Weidesaison für die Pferde offiziell beginnt, ist individuell und in Abhängigkeit von Pferderasse, Witterung, Aussentemperatur und Graswuchs zu beurteilen.
Ponys und Robustrassen können anfälliger gegenüber fütterungsbedingte Stoffwechselerkrankungen sein, weshalb bei ihnen besonders behutsam und spät vorgegangen werden sollte als bei Warmblütern.
Die optimale Graslänge zum Anweiden liegt bei circa 20 cm.
Das solltest du beim Anweiden deines Pferdes beachten:
- vor dem Anweiden Heu, kein Kraftfutter geben
- Weidezeit langsam steigern und schrittweise verlängern (Anweideplan)
- Kommt es bei deinem Pferd zu Durchfall, verlängere die Weidezeit nicht weiter, sondern erhöhe die Heumenge, bis sich die Darmflora normalisiert hat. Danach kannst du die Steigerung wieder aufnehmen.
- Reduziere die Kraftfuttermenge während der Anweidezeit
- Gib nach dem Weidegang erst Heu und Stroh, danach Kraftfutter
- Bewege dein Pferd ausreichend. Zusätzliche Kalorien des Weidegrases sollten durch Bewegung verbrannt und die Verdauung in Schwung gehalten werden
- Entwurmungen sollten 14 Tage vor und nicht während der Anweidezeit gegeben werden. Das Medikament kann den Entgiftungs- und Verdauungsstoffwechsel nur zusätzlich belasten.
Bei stoffwechselvorbelasteten Pferden sollte beim Anweiden noch vorsichtiger vorgegangen werden als bei Pferden ohne gesundheitliche Probleme. Pferde mit EMS, Cushing, Hufrehe oder PSSM sollten erst bei einer Mindestwuchshöhe von 25 cm auf die Weide gelassen werden, aber nicht, wenn die Nacht frostig und der nächste Morgen sonnig ist. Lass sie lieber bei höheren Temperaturen nachmittags und bewölktem Himmel auf die Weide. In manchen Fällen kann es ratsam sein, gänzlich vom Weidegang abzusehen.
Richtiges Anweiden beim Pferd – Anweideplan
Beachte, dass die Darmflora mindestens 2 bis 4 Wochen Zeit braucht, um sich auf einen Futterwechsel und damit auf eine veränderte Zusammensetzung der Inhaltsstoffe einzustellen. Daher ist beim Anweiden nur mit einer schrittweisen Erhöhung der Weidezeit um max. 15 Minuten, besser 5-10 Minuten vorzugehen. Beginne die ersten zwei Wochen mit dem Anweiden nur nachmittags, wenn die Fruktanspeicher ausreichend geleert sind. Anschliessend teile die Anweidezeiten auf vor- und nachmittags auf.
Merke!
Bei folgenden Anweideplänen handelt es sich um Richtwerte, die der Orientierung dienen. Letztlich kommt es auf den individuellen Stoffwechsel jedes Pferdes an, wie gross oder klein die Zeitsprünge beim Anweiden ausfallen!
Achtung!
Solltest du das Anweiden aus irgendeinem Grund für längere Zeit unterbrechen müssen (z.B. verletzungsbedingte Boxenruhe), beginne nach Wiederaufnehmen des Anweideplans unbedingt von vorne.
Wie kann ich das Pferd während des Anweidens unterstützen?
Der beste Schutz vor Durchfall und Kotwasser, Hufrehe und Kolik ist eine gesunde, gut funktionierende Darmflora und ein intakter Verdauungstrakt. Die Darmgesundheit des Pferdes wird durch die Futterumstellung von Winter- auf Sommerfutter und umgekehrt stark beansprucht. Mit richtigem Mineralfutter und Kräutern kannst du dein Pferd und seine Darmbakterien während des Anweidens sinnvoll unterstützen.
Zuckerhaltige Gräser sind meist nährstoffarm, weshalb eine ausreichende Spurenelement- und Mineralversorgung besonders wichtig ist. Für stoffwechselbelastete Pferde bildet das Mineralfutter Original Landmühle Mineralfutter Stoffwechsel Premium eine sinnvolle Zufütterung.
Pferde ohne Vorerkrankungen oder die nicht überempfindlich auf Futterumstellungen, Kohlenhydrate und Eiweisse reagieren, können ihre mineralische Versorgung über das Original Landmühle Mineralfutter Premium erhalten. Abgesehen von der Futterumstellung im Frühjahr und Herbst ist eine ausgewogene Mineral- und Spurenelementversorgung über das ganze Jahr für das Pferd notwendig, worin du es mit diesem Mineralfutter unterstützen kannst.
Die Darmbakterien gezielt zu unterstützen und damit die Verträglichkeit zu verbessern, kann durch die Zugabe von probiotischen Futterzusätzen erfolgen. Ein Paradebeispiel ist Lebendhefe, die die Darmflora stabilisiert und damit die Verträglichkeit bei der Futterverwertung erhöht. Hierfür können wir dir die Original Landmühle Bierhefe für Pferde empfehlen. Auch das Original Landmühle Prebiotic Balance + wirkt sowohl präbiotisch als auch probiotisch und erhält eine gesunde Darmflora während des Anweidens.
Viele Wiesen, auch Pferdeweiden und Koppeln sind arm an Kräutern. Allerdings können Kräuter helfen, die Leber bei der Entgiftung zu unterstützen, was besonders in der Zeit des Anweidens sinnvoll sein kann. Daher ist es für die Pferdegesundheit wichtig, dass natürliche Komponenten ihren Weg in den Trog des Pferdes finden. Das gelingt dir beispielsweise mit den Original Landmühle Verdauungskräuter und Original Landmühle Mariendistelsamen.
Weitere, ausführlichere Informationen zum Thema Pferdefütterung, welche Mineralfutter, Zusatzfutter und Kräuter du Pferd in verschiedenen Lebenslagen unterstützen kannst, findest du hier in unserem grossen Pferdefutter Ratgeber.