Hufpflege des Pferdes
Vier Hufe tragen unsere Pferde durch das Leben. Mit ihrem robusten Horn können Pferde selbst unwegsames Gelände sicher durchqueren. Um den Belastungen standzuhalten und die vielfältigen Funktionen der Hufe aufrechtzuerhalten, muss strengstens auf die Gesunderhaltung der Hufe durch entsprechende Pflege und Kontrolle geachtet werden. Im Ratgeber erläutern wir dir, warum Hufpflege so wichtig ist und zeigen, worauf es dabei ankommt.
Welche Funktionen erfüllt ein Pferdehuf?
- Tastorgan: Pferde erfühlen mit ihren Hufen den Untergrund über zahlreiche Sinneszellen. Wichtige Informationen zu den Bewegungsabläufen werden anschliessend über das Nervensystem an die Muskulatur übergeben.
- Hufpumpe: Das Herz allein kann bei einem Pferd den Blutkreislauf in jedem Teil des Körpers nicht aufrechterhalten. Die Hufe spielen mit der sogenannten Hufpumpe eine wesentliche Rolle. Beim Laufen wird die Hornkapsel permanent auseinander- und wieder zusammengezogen. Durch diese Bewegung wird das Blut bis in die kleinsten Gefässe der Hufe gepumpt und fliesst dann entgegen der Schwerkraft wieder zurück Richtung Herz.
- Stossdämpfer: Die Hufe unserer Pferde sind elastischer als man von aussen erahnen mag. Die Hornschichten in der Hornkapsel weisen unterschiedliche Härtegrade auf, die eine Verformung des Hufes bei hoher Beanspruchung möglich machen. Ein Zusammenspiel der Mechanismen von Hufkapsel, Trachtenwänden und Hufbeinträger erlauben eine maximale Flexibilität in enormen Belastungssituationen wie z.B. unwegsamem Gelände oder bei Sprüngen.
- Ausscheidungsorgan: Das Horn der Hufe wird aus Eiweissen gebildet, die als Abfallstoff aus dem Körper ausgeschieden werden.
Wenn die Hufe durch vernachlässigte Pflege oder schlechte Haltungsbedingungen ihre Funktionen nicht vollumfänglich erfüllen können, wirkt sich dies auch nachhaltig auf andere Teile des Körpers aus. Fällt die Hufpumpe aufgrund mangelnder Bewegungsmöglichkeiten aus, belastet das den Kreislauf und schadet auch langfristig dem Herzen. Kann fütterungs- oder haltungsbedingt kein elastisches und gesundes Horn nachgebildet werden, werden durch die fehlende Stossdämpferfunktion auch Sehnen, Gelenke, Bänder und der gesamte Bewegungsapparat des Pferdes in Mitleidenschaft gezogen. Wenn die Hufe nicht mehr fähig sind, die ausgeschiedenen Proteine in Horn umzuwandeln, müssen die Organe den Überschuss an Proteinen verarbeiten, was zu einer Belastung des Organismus führt und sich in organischen oder Hauterkrankungen äussern kann.
Im Umkehrschluss kann auch die Hufqualität und -gesundheit beeinflusst werden, wenn organische Erkrankungen die aufgeführten Funktionen der Hufe einschränken oder wenn durch mangelnde Hufpflege das bereits gebildete Horn geschädigt wird.
Die 5 Säulen der Hufgesundheit – was brauchen Pferdehufe?
Bewegung
Es gibt kaum Wildpferde, die Probleme mit ihren Hufen haben. Pferde sind Lauf- und Fluchttiere, die täglich im Durchschnitt bis zu 30 Kilometer zurücklegen. Durch die langen Laufwege nutzen sich die Hufe von Wildpferden auf natürliche Art und Weise ab, weshalb in freier Wildbahn auch keine Hufbearbeitung notwendig ist. Je artgerechter das Bewegungsprofil eines Pferdes ist, desto besser sind die Voraussetzungen für einen gesunden Huf. So hängt die Funktionalität der Hufpumpe und somit auch die Durchblutung der Hufe stark vom Laufpensum des Pferdes ab. Steht das Pferd für einen längeren Zeitraum unbewegt in der Box, schwellen oftmals auch die Beine an, was ein Zeichen für fehlende Blutzirkulation in den Beinen ist.
Haltungsbedingungen und Stallhygiene
Zur Gesunderhaltung der Hufe sollte man die Haltungsbedingungen immer im Auge behalten. Saubere Untergründe spielen dabei eine grosse Rolle, da die Ausscheidungen der Pferde Ammoniak enthalten, das bei häufigem Kontakt mit den Hufen auch eine Strahlfäule zur Folge haben kann. Miste daher regelmässig – sowohl in der Box als auch auf der Weide oder dem Paddock. Achte vor allem im Outdoorbereich auf die Beschaffenheit der Böden. Matsch und Schlamm können einem Pferd in der Regel nichts anhaben – im Gegenteil: die Hufe müssen Feuchtigkeit aufnehmen, um elastisch zu bleiben. Steht das Pferd allerdings zu lange auf feuchten Böden, können die Hufe weich werden. Ausserdem begünstigt übermässige Feuchtigkeit im Fesselbereich die Entstehung von Mauke. Mit entsprechenden Pflegemitteln kann man der übermässigen Feuchtigkeitsaufnahme der Hufe entgegenwirken. Steht das Pferd auf vorwiegend trockenen Böden, ist womöglich eine zusätzliche Zufuhr von Feuchtigkeit notwendig.
Optimale Nährstoffversorgung
Viele Mangelerscheinungen lassen sich am Zustand von Haut, Fell und Hufen erkennen. So kann es zum Beispiel durch einen erhöhten Stoffwechsel (z.B. während des Fellwechsels) dazu kommen, dass zu wenig Keratin vom Organismus produziert wird, das unabdingbar für einen stabilen Huf ist. Über entsprechende Nährstoffgabe durch das Futter können diese Mängel langfristig ausgeglichen werden und so die Hufqualität nachhaltig verbessert werden. Oftmals geben die Hufe auch einen Hinweis auf organische Erkrankungen oder Probleme, z.B. wenn sich der Huf durch schlechte Leberwerte gelb verfärbt. Hier kann eine tierärztliche Diagnostik Aufschluss darüber geben, ob man mit geeigneten Ergänzungsfuttermitteln den organischen Gesundheitszustand und somit auch das Erscheinungsbild der Hufe verbessern kann.
Professionelle Hufpflege bzw. Hufschmied
Ist dein Pferd beschlagen, ist alle 6-8 Wochen ein Termin beim Hufschmied fällig. Bei unbeschlagenen Pferden liegt ein grösserer Spielraum zwischen den Terminen zur professionellen Hufbearbeitung – je nach Zustand der Hufe. Die Hufe wachsen in der Regel bis zu 8 Millimeter im Monat. Da domestizierte Pferde die Hufe meist durch fehlende Bewegungsmöglichkeiten nicht so schnell abnutzen, müssen diese vom Hufschmied oder Hufpfleger regelmässig abgeraspelt oder geschnitten werden.
Kontrolle und Pflege
Die Kontrolle und Reinigung der Hufe sollte auf der täglichen To-do-Liste stehen. Das tägliche Auskratzen der Hufe ist wichtig, um eingetretene Fremdkörper wie Steinchen etc. zügig zu entfernen, die unter anderem zu unangenehmen Hufgeschwüren führen können. Um einen freien Blick auf den Huf zu haben, müssen die Hufe mit einem Hufkratzer und einer Bürste gründlich gereinigt werden. Wie du dabei vorgehst, erklären wir hier:
So reinigst du die Hufe deines Pferdes richtig
- Das Pferd sollte auf einem sicheren und ebenen Untergrund stehen. Stelle dich mit Blick nach hinten an die Schulter bzw. die Kruppe des Pferdes, umgreife das Bein von hinten und fahre behutsam am Bein entlang nach unten. An den Fesseln angekommen, kannst du den Huf aufnehmen – viele Pferde heben die Hufe schon bei leichter Berührung freiwillig an, das Kommando „Huf“ oder „Gib Huf“ kann als Verstärker dienen. Um bei den Hinterhufen ein plötzliches Austreten zu vermeiden zieht man das Bein leicht nach hinten heraus und legt das Röhrbein des Pferdes auf dem eigenen Oberschenkel ab.
- Mit einem Hufkratzer wird der Huf nun ausgekratzt. Mit dem Räumer wird der Dreck aus der Strahlfurche befördert und eingetretene Steinchen entfernt werden. Mit einer Hufbürste oder der integrierten Bürste am Hufkratzer erledigt man die Feinheiten. Wenn das Pferd es als angenehm empfindet, können die Hufe mit der Bürste auch etwas länger massiert werden. Das regt die Durchblutung und die Funktion der Hufpumpe an. Nimm dir ausserdem etwas Zeit, um die Hufe genau zu begutachten, damit Huferkrankungen oder Verletzungen schnell erkannt und behandelt werden können.
- Lass die Hufe nach der Reinigung nie einfach fallen. Setze das Bein vorsichtig ab und begleite die Bewegung mit dem Kommando „Ab“ oder „Huf ab“.
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Sind die Hufe an sich intakt, ist es in der Regel nicht notwendig, Pflegemittel zu verwenden. Der Zustand der Hufe hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab: Ernährung, organische Erkrankungen, Haltungsbedingungen und sogar die Jahreszeiten haben einen immensen Einfluss auf das Erscheinungsbild der Hufe.
Während man mit einer Ernährungsumstellung oder der Behandlung organischer Grunderkrankungen eher langfristig einen positiven Effekt für die Hufe erzielen kann, sind Pflegemittel das erste Mittel der Wahl, um in kurzer Zeit ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Sind die Hufe trocken und rissig, fehlt Feuchtigkeit. Dies kann durch eine Veränderung der Haltungsbedingungen oder durch regelmässiges Wässern der Hufe werden. Nach dem Wässern empfiehlt es sich, die Hufe mit Huffett zu behandeln, damit die aufgenommene Feuchtigkeit nicht mehr verdunsten kann.
Eine allzu häufige Anwendung von Hufölen und Fetten ist bei trockenen Hufen nicht zu empfehlen, insbesondere nicht, wenn die Hufe davor nicht mit Feuchtigkeit versorgt wurden. Öle und Fette verhindern das Eindringen von Feuchtigkeit, wodurch der Huf noch mehr austrocknet. Öle und Fette, aber auch Hufteer, eignet sich im Winter besonders gut, um den Feuchtigkeitshaushalt der Hufe zu regulieren und zu vermeiden, dass die Hufe durch das Stehen auf matschigen Böden aufweichen. Zur Anpassung der Hornqualität bei zu weichen oder brüchigen Hufen eignen sich Huf-Festiger, die das Horn stabilisieren und auch das Eindringen von Bakterien und Pilzen verhindern. Bei Strahlproblemen wie Strahlfäule gibt es auch entsprechende Präparate, die dem Zersetzungsprozess entgegenwirken.
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Wenn die Hufe bei der täglichen Kontrolle auffällig erscheinen, kontaktiere unverzüglich deinen Tierarzt. Bei der Kontrolle solltest du nicht nur sichtbare Veränderungen wie zum Beispiel Verletzungen oder Risse, sondern auch den Geruch und die Huftemperatur berücksichtigen. Ungewöhnlich warme Hufe weisen z.B. auf eine Hufrehe oder eine Lederhautentzündung hin, ein fauliger Gestank auf Strahlfäule.