Ratgeber Horsemanship

Über den Begriff Horsemanship ist jeder Reiter mal gestolpert. Man bringt ihn meist mit den bekannten Pferdeflüsterern in Verbindung, aber was bedeutet Horsemanship denn eigentlich genau? Ein „Horseman“ ist ins Deutsche übersetzt ein „Pferdemensch“, der versucht, die Verhaltensweisen und die Kommunikationsweisen der Pferde zu verstehen und diese für eine vertrauensvolle und harmonische Arbeit zwischen Pferd und Mensch zu nutzen.

Pferd mit Halsring

Obwohl Horsemanship allgemein für einen artgerechten und bedürfnisorientierten Umgang mit dem Pferd steht – nicht nur auf die gemeinsame Arbeit, sondern auch auf die Haltung und die Gesunderhaltung des Pferdes bezogen – , wird im weitesten Sinne unter Horsemanship auch die aktive Bodenarbeit mit dem Pferd verstanden. Dies ist für jedes Pferd-Reiter-Paar erstrebenswert. Man fördert das gegenseitige Vertrauen und ermöglicht somit eine harmonische Zusammenarbeit. Indem man versucht, die Körpersprache des Pferdes im Detail zu verstehen, arbeitet man automatisch auch an seiner eigenen nonverbalen Kommunikation und arbeitet auf diese Weise nicht nur am Pferd, sondern auch an sich selbst.

Horsemanship ist die Kunst, die eigenen Bewegungen, Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen zu meistern. Und nicht die des Pferdes.“

Mark Rashid

Grundlagen des Horsemanship

Die Basics in der Horsemanship-Arbeit liegen in der sanften Ausbildung des Pferdes auf der Grundlage von gegenseitigem Vertrauen. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Methoden, die unterschiedliche Ansätze und Ziele verfolgen.

Freiarbeit mit Pferd

Einen umfassenden Überblick über die Konzepte der Horsemanship-Arbeit findet man häufig über die Literatur. Um das richtige Konzept für sich und sein Pferd zu finden, sollte man sich überlegen, welche Ziele man erreichen möchte. Bei der Arbeit bedient man sich der Sprache der Pferde. In der Herde kommunizieren sie vor allem durch Berührungen und Bewegungen. Die Rangordnung wird zum Beispiel durch ein Zusammenspiel aus Annäherung und dem Vertreiben des Gegenübers geklärt. Weicht ein Pferd seinem Gegenüber freiwillig aus, kann das auch bedeuten, dass er ihm Respekt zollt und ihm seinen Freiraum gewährt. Das Anzeigen von Zuneigung erfolgt in der Regel über sanfte Berührungen, wie dem Anstupsen. Diese Signale werden auch für die Horsemanship-Arbeit genutzt.

Die Übungen, die je nach Trainer und Methode unterschiedlich aufgebaut sind, stellen dabei nicht das Ziel dar, sondern sind eher ein Mittel zum Zweck. Sie sollen das Vertrauen festigen, die Körpersprache trainieren und die konzentrierte Zusammenarbeit zwischen Pferd und Mensch fördern.

Das Zubehör – was benötige ich für Horsemanship?

Welche Hilfsmittel für das Horsemanship-Training vewendet werden, hängt stark vom Konzept des Trainers ab.

Knotenhalfter

Durch seinen schmalen Durchmesser – in der Regel ca. 6 mm – und die daraus resultierende kleine Auflagefläche wirkt das Knotenhalfter bei Druck und Bewegung sehr deutlich auf den Pferdekopf ein. Das Pferd lernt innerhalb kürzester Zeit, dem Druck nachzugeben, da es bei Nachlassen der Einwirkung direkt belohnt wird, indem der unangenehme Druck verschwindet.

Richtig angepasst und verknotet sitzt der Nasenriemen des Knotenhalfters ganz ähnlich wie der eines korrekt verschnallten englischen Reithalfters, nämlich ca. 2 Finger breit unterhalb des Jochbeins. Auf keinen Fall darf das Nasenstück zu tief verschnallt auf dem empfindlichen Nasenbein des Pferdes zu liegen kommen. Die Ganaschenriemen sitzen idealerweise hinter den Ganaschen.

STONEDEEK Knotenhalfter Nic

Zu beachten ist außerdem, dass das Knotenhalfter nicht zu groß ist, da es sich sonst zu viel bewegt und verrutschen kann – ein zu eng eingestelltes Knotenhalfter hingegen kann unangenehm einschneiden und erlaubt ebenfalls keine präzise Einwirkung.

Hier findest du eine Step-by-Step-Anleitung, wie das Knotenhalfter korrekt verschlossen wird:

Step-by-Step Anleitung wie das Knotenhalfter korrekt verschlossen wird
Achtung!

Knotenhalfter gehören ausschließlich in erfahrene Hände, sonst können sie bei falscher Handhabung dem Pferd erhebliche Schmerzen zufügen und es abstumpfen lassen.

Arbeitsseil

Arbeitsseil

Das Arbeitsseil wird in Horsemanship-Kreisen auch Rope genannt und ist ein ca. 4 m langes Seil, das nicht nur für die Bodenarbeit verwendet werden kann, sondern auch beim Verladen, beim Gelassenheitstraining oder einfach nur zum Führen beim Spazierengehen. Zum Anbinden ist das Rope nicht geeignet, da sie meistens mit einem Bullsnap oder mit einem Safety Snap ausgestattet sind. Das Seil sollte gut in der Hand liegen und ein gewisses Eigengewicht mitbringen, da die Signale auf diese Weise besser an das Knotenhalfter übertragen werden. Das Bodenarbeitsseil hat häufig eine Lederklatsche, mit der die Kommunikation erleichtert werden soll.

Horsemanship Stick

Der Horsemanship Stick wird als Verlängerung des Armes im Horsemanship-Training verstanden. Mit ihm kann man jede Stelle des Körpers erreichen, und gezielte Signale setzen oder auch zur Desensibilisierung beim Gelassenheitstraining einsetzen. Bei Pferden, die die Rangordnung immer wieder in Frage stellen und dem Menschen dabei zu nahe kommen, wird der Horsemanship Stick gerne verwendet, um dem Pferd optisch in den eigenen Bereich zu verweisen. Der Stick ist keinesfalls als Gerten- oder Peitschenersatz anzusehen. Das Material ist steifer, sodass eine punktuelle und genauere Kommunikation möglich ist. Zudem gibt es durch die Lederlasche an der Spitze des Sticks die Möglichkeit, ein Seilchen – den sogenannten String – anzubringen, der die Reichweite entsprechend erhöht.

Horsemanship Stick

Der Einsatz des Horsemanship Sticks sollte dosiert und in Stufen erfolgen. Im ersten Schritt kann man den Stick als optisches Signal verwenden, ohne das Pferd zu berühren. Reagiert das Pferd nicht darauf, kann man es mit dem Stick leicht berühren. Erfolgt erneut keine Reaktion, kann der Druck stufenweise erhöht werden.