Tipps, den Fellwechsel beim Pferd besser zu meistern
Für Pferde stellt der zwei Mal im Jahr stattfindende Haarwechsel eine nicht zu unterschätzende körperliche Belastung dar. Der Stoffwechsel läuft für die Fellproduktion auf Hochtouren, die Nerven des Pferdes liegen blank, da das nachschiebende Haarkleid starken Juckreiz auslösen kann. Wie du deinem Vierbeinern diese haarige Zeit erleichtern kannst, erfährst du in unserem Ratgeber.
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Wann findet der Fellwechsel beim Pferd statt?
Der Startschuss für den Fellwechsel fällt jeweils an den Tagen der Winter- und der Sommersonnenwende. Während die Tage ab dem 21. Dezember länger werden, verkürzt sich die Tageslänge ab dem 21. Juni wieder. Mit der Zirbeldrüse, die für die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin verantwortlich ist, hat das Gehirn unserer Pferde einen Sensor für die Tageslichtlänge. Wenn die Tage länger oder kürzer werden, werden ausgehend von der Zirbeldrüse Hormone ausgesendet, die die Produktion des neuen Fells anregen.
Bis der Fellwechsel für uns sichtbar wird, können seit dem Beginn im Inneren des Körpers 2-3 Monate vergehen, denn erst wenn das neue Haarkleid nachgebildet ist, kommt es zum extremen Haarverlust des ausgedienten Fells. Die Beschaffenheit des neuen Fells ist unter anderem abhängig von der Rasse, der Haltungsform, aber auch von der Witterung. Da der Fellwechsel häufig mit Nährstoffverlusten einhergeht und dem Organismus vieles abverlangt, ist der Zeitraum für vorerkrankte oder ältere Pferde besonders herausfordernd.
Phasen des Fellwechsels
1. Wachstumsphase: Das Haar braucht ungefähr 4 Monate, bis es zu seiner vollständigen Länge ausgewachsen ist. In dieser Phase machen sich eventuelle Nährstoffmängel bemerkbar, da das Haar Nährstoffe fürs Wachstum nötig hat.
2. Ruhephase: Das Haar ruht, es braucht in dieser Phase keine Nährstoffe.
3. Wechselphase: Das bestehende Haar wird durch das nachschiebende, neue Haar gelockert.
4. Haarverlust: Das alte Haar fällt aus und macht somit Platz für das neue Haar.
Wichtige Tipps zum Fellwechsel:
In der Regel reicht es vollkommen aus, dem Pferd mit täglichen Striegel-Einheiten dabei zu helfen, die abgestorbenen Haare schneller loszuwerden. Nichtsdestotrotz solltest du während der Wechselperiode einige Dinge beachten:
- Kontrolliere regelmässig den Zustand der Haut deines Pferdes: während des Fellwechsels sind Pferde anfälliger für Pilz- oder Parasitenbefall
- Achte verstärkt auf die Gesundheit deines Pferdes: das Immunsystem kann stark geschwächt sein und das Pferd wird allgemein anfälliger für Erkrankungen und Infektionen.
- Nasswäschen vermeiden: durch die enorme Menge an (abgestorbenem) Fell zieht sich die Trocknungszeit nach einer Pferdewäsche in die Länge. Feuchtigkeit und Shampoos verändern die Hautflora, die gerade im Fellwechsel eine grosse Rolle in der Abwehr von Hautinfektionen spielt.
- Im Notfall nachhelfen: ältere oder chronisch erkrankte Pferde tun sich insbesondere im Frühling schwer, das Winterfell abzulegen. Schwitzt das Pferd übermässig durch schnell steigende Temperaturen, sollte mit einer Pferdeschur nachgeholfen werden, um Kreislaufprobleme zu vermeiden.
Basierend auf den Bestandteilen des Haares: Was soll ich im Fellwechsel füttern?
Im Frühling fällt das dichte, langhaarige Winterkleid aus und wird durch kurzes Sommerhaar ersetzt. Im Herbst schiebt dann das plüschige Fell wieder nach. Je nach Rasse haben Pferde ein mehr oder weniger dichtes und langes Winterfell. So entwickeln Rassen wie Isländer oder Tinker mehr Winterplüsch als beispielsweise Quarter Horses oder Warmblüter. Damit ist auch der Bedarf an Mineralien, die den Fellwechsel unterstützen, u.a. rasseabhängig.
Haare setzen sich zusammen aus 80 % Keratin (Eiweiss) und 10-15 % Wasser. Die restlichen 5-10 % machen Pigmente (Haarfarbe), Mineralien (Zink, Kupfer, Schwefel) und Fette aus. Basierend auf dieser Zusammensetzung gestaltet sich auch die Versorgung mit Mineralstoffen, die wir uns im Folgenden anschauen:
Keratin
Keratin ist eine sehr starke und flexible Substanz, die sowohl im Fell, in Mähne und Schweif als auch in den Hufen vorkommt. Es ist elastisch und gleichzeitig reissfest, was man vor allem am Langhaar des Pferdes erkennen kann.
Da das Haar zu grössten Teilen aus dem Protein Keratin besteht, ist die Versorgung mit Aminosäuren essentiell. Eiweisse sind auch für den Aufbau und Erhalt der Muskelmasse der Pferde wichtig. Pferde, bei denen der Stoffwechsel mehr verbraucht als er einnimmt, bauen in der Fellwechselzeit dann oftmals ab. Das betrifft vor allem schwerfuttrige und ältere Pferde. Für diese kann in der Fellwechselzeit die Zufütterung von Luzerne sinnvoll sein – einem proteinhaltigem Pferdefutter.
B7-Vitamin Biotin
Biotin unterstützt die Bildung von Keratin und sollte daher im Fellwechsel auf dem Futterplan stehen. Weiterhin ist es an einem reibungslosen Protein- und Kohlenhydrat-Stoffwechsel beteiligt – also ein rund um den Fellwechsel wichtiges Vitamin.
Ein Mangel an Biotin macht sich mit brüchigem, stumpfem Haar und rissigen Hufen bemerkbar. In diesem Fall kann die Nährstofflücke über eine Biotinkur geschlossen werden. Biotin wird gerne gemeinsam mit Zink verabreicht, da beide in einer Wechselwirkung zueinanderstehen und sich komplementieren.
Zink
Zink ist als Bestandteil des Haares an einem gesunden Wachstum von Haar- und Hufgewebe beteiligt. Bei Pferden mit viel und vor allem langem Fell kann daher eine Zinkkur den erhöhten Bedarf in der Fellwechselzeit entgegenkommen.
Neben Biotin steht Zink auch mit Vitamin A in einer Wechselbeziehung, das ebenfalls zur Hautgesundheit beiträgt. Dieses kann vom Pferd in der grasfreien Zeit über Karotten mit einem Schuss Leinöl synthetisiert werden. Leinöl sorgt darüber hinaus mit seinen Omega-Fettsäuren für gesunde Haut und glänzendes Fell.
Kupfer
Das Spurenelement Kupfer trägt zur Pigmentierung der Haare bei. Pferde, die mit Kupfer unterversorgt sind, bekommen die typische Kupferbrille (weisse Ringe um die Augenpartie). Kupfer wird nicht grundsätzlich über das Grundfutter ausreichend gedeckt, ist aber in verschiedenen Zusatzfutter für Haut und Haar enthalten.
Bei der Supplementierung von Kupfer ist Fingerspitzengefühl gefragt, da ein Überschuss an Kupfer die Aufnahme von Zink hemmen und damit einen Zinkmangel provozieren kann. Beachte daher immer die Fütterungsempfehlung der Hersteller.
Vitamin E
Zu guter Letzt solltest du noch ein Auge auf die Versorgung durch Vitamin E haben. Vitamin E ist ein Antioxidans, das Stress der Zellen und Haarfollikel entgegenwirkt. Es sorgt für ein in der Haarwurzel festsitzendes Haar und fördert ein gesundes Haarwachstum.
Das richtige Futter im Fellwechsel
Allen in allem sollte das Pferd ganzjährig ausreichend mit allen notwendigen Spurenelementen versorgt sein. Da der Fellwechsel nicht erst dann beginnt, wenn das Fell ausfällt, ist die Versorgung das ganze Jahr über sicherzustellen. Dafür eignet sich ein hochwertiges, organisches Mineralfutter. In der Zeit des Fellwechsels kann es jedoch sinnvoll sein, das Pferd mit Zink- und Biotin-Kuren in der Ausbildung seines neuen Fellkleides zu unterstützen. Die zusätzliche Unterstützung durch entsprechende Mineralien und Vitamine sollte für Herbst zwischen Ende Juli und November und für das Frühjahr zwischen Januar bis Mai stattfinden.
In unserem ausführlichen Ratgeber zur Pferdefütterung zeigen wir dir, worauf es bei einer bedarfsgerechten Pferdefütterung ankommt, damit dein Pferd für den Fellwechsel ausreichend versorgt ist.
Schonende Enthaarung mit Fellwechselhelfern
Während des Fellwechsels verlieren unsere Pferde Unmengen an Haaren. Indem man beim täglichen Putzen eine möglichst grosse Menge des Winterfells aus dem Fell holt, kann man sie aktiv dabei unterstützen und Juckreiz und Schuppenbildung verhindern. Die tägliche Fellpflege wirkt zudem durchblutungsfördernd, sodass auch das Haarwachstum angeregt wird.
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zu ausgewählten Fellpflege-produkten
Textilien von Pferdehaaren befreien
Sind die Haare aus dem Pferdefell gestriegelt, setzen sich diese häufig in der Kleidung des Reiters fest. Abhilfe schaffen hier praktische Helfer wie Tierhaarentferner oder Tierhaar- und Fusselbürsten, mit welchen sich lose Haare leicht von Kleidungsstücken, Autositzen und Pferdedecken entfernen lassen.
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Die Pferdepflege leistet einen wichtigen Beitrag zur Pferdegesundheit bei. Daher haben wir in unserem grossen Pferdepflege-Ratgeber wertvolle Tipps zu Fell- & Mähnenpflege, wie auch Haut- und Hufpflege zusammengestellt.